Nachtrag | Ich habe völlig vergessen zu berichten, dass ich jüngst meine erste Pomelo gegessen habe und dabei theoretisch sehr in Liebe gefallen bin, praktisch aber wirklich stinkig bin, dass diese traumhaften Leckerbissen nicht nur in Plastikfolie sondern auch in Plastiknetze verpackt wurden, weil sie so vermutlich die ökologisch natürlich völlig unbedenkliche Reise von China hierhin besser überstehen.
Prokrastinieren | Das Wetter und die Gesamtsituation haben es hergeben, dass ich gestern mal wieder beherzt in die Gammelfalle getappt bin. Lockerer Hausanzug, ein Kaffee nach dem anderen, mal was reden, ein bisschen auf dem Sofa abhängen und hin und wieder irgendas* im Internet suchen. Zwischendurch noch von den Kindern genervt sein, denen dieses Programm augenscheinlich viel zu langweilig ist. Es eskalierte schnell.
(*wechselnde Dinge, alle unwichtig)
Das Mal-was-Reden | Bei unserem Lebenswandel finden der Mann und ich selten Zeit für wirklich angeregte, inhaltlich spannende Unterhaltungen. Unterhaltungen also, bei denen es nicht um Kindergeburtstagseinladungen, Fußballturniere, Schließzeiten, Feuchttücherbedarfe, Handwerkertermine und dergleichen geht und bei denen niemand ständig dazwischen quatscht und niemand jetzt leider weg muss. Ich meine das gute, alte Mal-was-reden, das wir damals™ sowohl beim Abendessen, als auch beim Frühstück und an den Wochenenden notfalls zwei Tage lang zelebrieren konnten. Gestern schafften wir es und es war schön: Im Wesentlichen ging es dabei um Purpose (ich suche schon sehr lange nach einer wirklich stimmigen deutschen Übersetzung für das Wort und finde keine, nehme dazu aber gerne Vorschläge an) und dass man etwas gründen müsse, was einerseits die Welt nachhaltig besser macht, andererseits aber eben auch wirtschaftlich interessant ist. Und darüber, wie dieses gegründete Etwas funktionieren müsste, damit es (viele, wenn auch nicht alle) Menschen zu dauerhaft nachhaltigem Handeln motiviert. Spoiler: Wir haben keine Idee geboren. Aber irgendwie ging es darum auch (noch) gar nicht.
Neu einkaufen | Irgendwann habe ich Hausanzug und Sofa dann doch hinter mir gelassen, denn Samstag ist bei uns ja auch immer Großeinkaufstag. Oft macht der Mann das inzwischen auch alleine, aber angesichts der Wetteraussichten ahnte ich, dass ich ein komplettes Wochenende im Haus verbringen würde, wenn ich nicht wenigstens zum Einkaufen die Nase vor die Tür steckte. Und irgendwie verspürte ich auch ein Lüstchen herauszufinden, wie das plastikfreie Einkaufen im größeren Stil denn wohl gelingen würde. Ausgestattet mit Baumwollnetzchen, Tupperware und Transportkisten, fielen wir zunächst bei Aldi ein, wo wir außer Obst und Gemüse aber leider nicht viel fanden, das in unsere Planung passte. Weiter ging es dann zu HIT, wo es zwar ein bisschen mehr als bei Aldi, aber nur noch in Plastiknetze verpackte Zwiebeln gab, die wir natürlich auch nicht mitnahmen. Schwierig war dann auch das Thema Pasta, da wir schon seit Jahren aus Gründen nicht mehr Barilla kaufen, die aber immerhin in Karton mit ganz wenig Plastik verkaufen, während unsere bevorzugte Pastamarke De Cecco leider pures Plastik ist. Was bei den Mengen an Teigwaren, die wir verspeisen eben auch nicht unerheblich viel Müll ist. In einem Seitenregal fanden wir schließlich eine Pasta einer uns unbekannten Marke, die eine papierartige Verpackung hat. Intuitiv tippe ich aber darauf, dass die dann innen mit Plastik beschichtet ist, aber das schauen wir uns jetzt mal an und testen dabei Unwesentlichkeiten wie den Geschmack gleich mit. An der Wursttheke (wir “erziehen” die Kinden nicht vegetarisch) war der Mann mit seiner Tupperdose wohl das Exotischste, was man überhaupt je gesehen hatte. Dennoch legte der immer sehr nette italiensche Wurstverkäufer seine Wurst (fein säuberlich eingeschlagen in beschichtetes Papier) brav in unsere Tupperdose und klebte seinen Bon draußen an die Dose. Die Frau an der Kästetheke war hingegen sichtlich aufgebracht und meckerte gleich drauf los, dass sie so ihren Bon ja nirgends hinkleben könne. Sie schlug den Käse dann widerwillig auch in das beschichtete Papier ein und legte das ins unsere Dose. Und bei ihrem Bon griff sie zu einer List: Sie gab uns einfach eine leere Tüte mit und klebte in da drauf.
Wir hatten am Ende also mit Tupperdose genau eine Papiertüte weniger, aber gleich viel Plastik und etwas Frustration. Etwas erfreulicher war die Ausbeute bei Milchwaren, immerhin konnten wir Milch in Flaschen einfangen und es gab auch Joghurt im Glas. Dass die Flaschenmilch immer Frischmilch ist, ist nicht ganz so praktisch, denn wir trinken viel Milch und versuchen aus Zeitmangel zu vermeiden, dass wir ständig einkaufen gehen müssen. Mal sehen, wie wir damit zurecht kommen. Auch fündig wurden wir bei der Butter, die in Papier eingeschlagen ist. Nachdem aber auch bei HIT die Ausbeute insgesamt nicht so überzeugend war, suchten wir zuletzt noch den örtlichen Bioladen auf, in der Hoffnung, hier die Reste unserer Einkaufsliste irgendwie plastikfrei abarbeiten zu können. Das war dann aber tatsächlich eher enttäuschend. Denn Bio ist eben nicht unbedingt ökologisch wertvoll und so sind auch hier die meisten Dinge in Plastik verpackt.
Gänzlich erfolglos blieben wir gestern in insgesamt fünf Läden (wir waren auch noch bei Rossmann und in einem italienischen Supermarkt) bei:
- Mandeln
- Rosinen
- Toilettenpapier
- Küchenrolle
- Buttermilch
Einen Unverpackt-Laden gibt es in Vaterstetten nicht, der nächste befindet sich in München. Vielleicht müssten wir gelegentlich mal austesten, ob wir hier alle vier bis sechs Wochen binge shopping machen wollen, um uns für die “schwierigen” Posten Vorräte anzulegen.
Insgesamt war der Einkauf gestern um einiges aufwändiger und durch den Bioladen auch viel teurer als normal, was sicher sowohl für das Thema Machbarkeit als auch für das Thema Finanzen nicht unbedingt zuträglich ist. Wir kaufen zwar auch sonst nicht nach dem Leitsatz “Hauptsache günstig” ein, aber “koste es, was es wolle” ist leider für uns auch kein funktionierender Ansatz.
Freunde | Nach dem sehr langatmigen und nicht so richtig zufrieden stellenden Einkaufstrip, der durch die (verständlicherweise) stetig tiefer in den Keller sinkende Laune der Kinder auch nicht besser wurde, war der Abend wenigstens noch versöhnlich. Wir verbrachten ihn mit lieben Freunden, leckerem Essen, guten Gesprächen und schmackhaften Kalt- und Heißgetränken. Und dem Geräusch- und Gewuselpegel nach zu urteilen, kamen auch die Kinder noch auf ihre Kosten.