Tja. Heute war eigentlich erst Tag acht dieses Urlaubs und ich bin schon so fernab vom realen Leben und habe so viel erlebt, dass es mir fast schwerfällt, die Ereignisse der letzten drei Tage zu rekapitulieren. Aber wir schaffen das. Auch, weil ich ja so langsam in das Alter komme, wo man das mit dem Gedächtnis öfter üben sollten. Also gehe ich gedanklich mal ein paar Tage zurück und starte meine Ausführungen am vorgestrigen Freitag. Sollte mir unterwegs was entfallen, weiß das außer ein paar Eingeweihten ja glücklicherweise niemand.
Aktivurlaub| Nachdem wir in den ersten Tagen vor allem Städte und Konobas erkundet haben, musste es für die Herren am Freitag ein bisschen mehr Action sein. Das fing damit an, dass sie gleich am Morgen im Innenhof einen Skorpion entdeckten und sich kurzerhand informierten, welche Tiere mit Tötungsabsicht hier eigentlich noch so unterwegs sind. Nachdem das hinreichend erforscht war und wir fortan unsere Schuhe überprüften, bevor wir sie anzogen, führte uns unser erster Weg des Tages (nach einem wirklich exzellenten Kaffee hier gleich um die Ecke) in den Glavani Park, wo es neben einem Hochseilgarten mit drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen, auch allerlei andere Abenteuer käuflich zu erwerben gibt. Da ich nicht so ganz höhenfest bin, muss ich nicht erwähnen, dass das nicht meine Idee war, aber gegen das Mehrheitsvotum kam ich nicht an und die Rolle als Spielverderberin spiele ich im normalen Leben schon oft genug. Also habe ich mich TODESMUTIG bereit erklärt, die gelbe Route (in 2 Metern Höhe) mitzugehen. Nachdem wir alle ordnungsgemäß geschirrt und behelmt waren, bekamen wir eine kurze Einführung in die Welt der Karabiner, der drei von vier angehenden Hochseilakrobaten aufmerksam zuhörten und dann ging es schon rauf in schwindelerregende Höhen. Allen voran ich, dann ein etwas kleinerer Junge, als nächstes dessen größerer Bruder und abschließend dann der einzige Profi in der Seilschaft. Wir haben das ausgesprochen gut gemacht, wenngleich die Zipline für mich durchaus herausfordernd war, denn ich habe es ja allgemein nicht so mit mich locker machen und durchs Leben chillen. Aber auch das hat funktioniert und davon mal abgesehen, dass ich sehr stolz auf mich war, sah ich in voller Montur natürlich total professionell aus. Wir waren übrigens an dem Tag und zu der Uhrzeit die einzigen Gäste im Park und Nigel, der Londoner Miteigentümer sagte uns, dass er selbst nach 15 Jahren in Istrien noch keine Vorhersagen über die Besucherfrequenz machen kann. Also nimmt er es einfach wie es kommt, was insgesamt ein sehr istrischer way of life zu sein scheint.
Stärken | Nachdem Nigel uns freundlicherweise für unseren Mittagsstopp Käserei und Restaurant Vesna Loborika empfohlen hatte, kehrten wir dort für einen kleinen Snack ein, der sich – wie gewohnt weder als das eine noch als das andere entpuppte. Stattdessen starteten wir mit einer ausgewachsenen Käseplatte als Vorspeise und arbeiteten uns dann zur vegetarischen Schlachtplatte vor. Wenn wir eines in Kroatien gelernt haben, dann das “klein” total relativ ist.
Pula | Nach dem Essen schickten wir uns an, Pula, das wir bei unserem ersten Besuch eigentlich nur kurz gestreift hatten, eine faire zweite Chance zu geben. Ich mache es kurz: Pula hat diese Chance nicht für sich genutzt. Das kann zweifellos auch daran liegen, dass eine so verhältnismäßig große Stadt einen starken Kontrast zum Idyll der niedlichen Dörfchen, Olivenhaine und Weinstöcke bildet, sich also nicht so geschmeidig ins Gesamtbild einfügt, wie ich mir das so vorstellen würde. Und außerdem haben wir ein Knöllchen bekommen, was auch nicht unbedingt zur Beliebtheitssteigerung beitrug. Lediglich die Süßigkeitenläden, die ich dieser Art noch nie vorher gesehen habe, würde ich als zumindest außergewöhnlich ablegen, wenngleich das irgendwie ja auch nicht alles sein kann, was man an einer Stadt irgendwie knorke findet.
PS| Wenn es einen Ort auf dieser Welt gibt, dem ich mich niemals freiwillig, geschweige denn aus eigener Motivation nähern würde, dann sind das neben Haifischbecken und Steakhäusern vor allem Kartbahnen. Klar also, dass eine ebensolche unser angepeiltes Ziel nach Pula sein sollte. Mein Glück war aber, dass auch dort am Karfreitag tote Hose war und die Männer ohne Wartezeit direkt auf die Piste konnten UND, dass die Slots jeweils nur zehn Minuten lang sind, was ich gut absitzen kann. Beide Jungs bekamen Gelegenheit, mit dem Papa durch die Kurven zu fegen – insbesondere der Kleine, der ohne Weiteres ohne Schwimmflügel ins Wasser und ohne Fallschirm aus dem Flugzeug springen würde, wurde aber schnell recht blaß um die Nase, so dass der fliegende Wechsel bereits nach zwei Minuten erfolgte.